Die Belege dafür sind zahlreich: Etliche Projekte haben aufgrund „unerwarteter“ Probleme zu Zeit- und Budgetüberschreitungen geführt, die eigentlich vor dem ersten Spatenstich hätten erkannt werden müssen. Eine Studie von KPMG hat ergeben, dass in den letzten drei Jahren nur 31 % der Projekte innerhalb von 10 % des Budgets lagen, während fast 75 % der Projekte das Budget überschritten.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Einige, wie steigende Kosten aufgrund von Inflation und steigenden Zinssätzen, kann der Kunde nicht beeinflussen, andere, wie die Kosten für den Umgang mit kontaminierten Böden, schon.
Bei der Planung von Autobahnen spielt die Boden- und Geoökologie eine wichtige Rolle. Die Bedingungen im Untergrund sind eine grosse Unbekannte. Ein gründliches Verständnis der vorhandenen Verhältnisse gibt mehr Sicherheit über den Ausgang und die Kosten des Projekts. Da die Regierung die Sanierung von Brachflächen aktiv fördert, ist es umso wichtiger, durch eine gründliche Bodenuntersuchung zu verstehen, was sich unter den Füssen befindet. Das bedeutet, nicht nur den Standort eines Geländes zu verstehen, sondern auch seine Geschichte und die der Umgebung, sowie seine geologische Beschaffenheit.
Eine frühzeitige Einbindung ist entscheidend. Bereits einfache Schreibtischrecherchen sowie die Erstellung und Pflege eines effektiven Risikoregisters können potenzielle Probleme aufdecken und kontrollieren, was erhebliche Kosten einsparen kann. Frühzeitige, nicht invasive Untersuchungen ermöglichen es zudem, die Ziele und Ausrichtung eines Projekts gezielt zu überprüfen – etwa durch die Vermeidung einer Strassenführung, die eine bestehende Bodenanfüllung überquert und damit potenziell erhebliche Probleme verursachen würde.
Das Verständnis der Geschichte eines Gebietes kann helfen, die Komplexität eines Projektes zu reduzieren und bei entsprechender Planung die Notwendigkeit kontaminierter Materialien einzuschränken. Die Entsorgung von kontaminiertem Material ist nicht nur eine kostspielige Angelegenheit, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die CO2-Bilanz eines Projekts. Die Wiederverwendung von Material ist darum eine der effektivsten Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit eines Projekts zu verbessern. Durch ein effektives Materialmanagement als Bestandteil einer Bodensanierungsstrategie können erhebliche Vorteile für die Umwelt realisiert werden. Da alle neuen Projekte einen Nettozuwachs an biologischer Vielfalt erbringen müssen, kann ein effizientes Materialmanagement auch dazu beitragen, eine intelligente Nutzung und Umgestaltung von Flächen zu fördern, um neue Lebensräume für Wildtiere zu schaffen.
Es ist nicht immer einfach, Kenntnisse über den Untergrund zu gewinnen, auf dem eine Strasse oder Brücke gebaut werden soll, gerade weil die Beschaffenheit des Untergrunds nicht immer einheitlich ist. Die „bekannten Unbekannten“ lassen sich aber durch eine detaillierte Probenahmestrategie im Rahmen gründlicher Bodenuntersuchungen minimieren.
Selbst wenn die Arbeiten bereits im Gange sind, ermöglicht die regelmässige Beprobung der abgetragenen Böden im Verlauf des Projekts ein besseres Kostenmanagement und reduziert unerwünschte Überraschungen.
Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass man für Bodenuntersuchungen bezahlt, egal ob man sie durchführen lässt oder nicht. Das könnte kaum zutreffender sein. Denn der Preis für eine unterlassene Bodenuntersuchung ist nicht nur finanzieller Natur, sondern wirkt sich auch auf die Gesundheit der Menschen und unseres Planeten aus.
Von Tim Mitchell, Associate, Geo-Environmental.